In der vergangenen Woche konnte man in Mainz-Laubenheim Aufälliges bemerken: Jugendliche in gelben T-Shirts zogen durch die Straßen und klingelten an unzähligen Haustüren um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

Misioneros nennen sich die 37 jungen Christen, die aus ganz Deutschland in die Pfarrei Mariae Heimsuchung des Mainzer Stadtteils gekommen sind um als Nachfolger der Apostel den Glauben zu verkünden. Die Projektidee stammt aus Südamerika, wo sie deutsche Jugendliche kennengelernt haben. Nun sind es seit 2009, als das Projekt erstmals in Deutschland stattfand – übrigens genau auf der gegenüberliegenden Rheinseite in Ginsheim – bereits die vierten misiones. Entgegen mancher Bedenken scheint das südamerikanische Konzept auch hier zu funktionieren.

Viele der Jugendlichen stammen aus der Schönstattjugend, zwei wurden bei vorherigen misiones von der Idee so begeistert, dass sie nun ebenfalls mitmachen. Sie leben gemeinsam mit zwei Schönstattpatres und drei Marienschwestern eine Woche in der Pfarrei, gestalten dort jeden Abend ein Abendlob und viele andere Veranstaltungen unter anderem für Familien, Messdiener, Paare, Senioren und Jugendliche.

Eine Woche voller Veranstaltungen

Besonderheiten waren dabei eine Spurensuche durch die Laubenheimer Weinberge mit dem Motto „Gehen mit allen Sinnen“ und das Abendlob mit anschließendem offenen Singen mit dem Kirchenchor. Der Dienstag begann früh um 6 Uhr mit einer Jugendfrühschicht und anschließendem Frühstück. Am Abend schloss sich eine Ökumenische After Work Party an, die gemeinsam mit der evangelischen Gemeinde gestaltete wurde.

Für Kommunionkinder gab es ein buntes Nachmittagsprogramm voller Spiele und Aktionen und sie gestalteten auch das Abendlob am Mittwoch mit. Zum Männerabend hatte Pfarrer Reinbott eingeladen um bei Wein und Bier unter Männern über Gott zu sprechen.

Nach einem gemeinsamen Gottesdienst kamen am Donnerstag viele Senioren zum gemütlichen Beisammensein und Gesprächen mit misioneros bei Kaffee und Kuchen ins Pfarrzentrum. Großen Anklang fand auch die biblische Weinprobe, bei der regionale Weine verköstigt wurden, angereichert mit Geist und Witz aus der Bibel. Auch das Candle-light-dinner lud viele Paare zum Gespräch bei einem exquisiten Drei-Gänge-Menü ein, angeregt durch Impulse eines Referentenpaares.

Den Abschluss der Woche bildeten der Familienaktionstag im Pfarrzentrum und der Abschlussgottesdienst mit anschließendem Grillfest.

Mit Maria von Tür zu Tür

Das Kernstück von misiones sind aber die Hausbesuche, bei denen die Jugendlichen zu zweit von Tür zu Tür gehen und ganz für die Menschen da sein wollen, ins Gespräch kommen und zuhören, aber auch von sich und ihrem Glauben erzählen. Mit dabei ist immer die pilgernde Gottesmutter als Wegbegleiter und Zeichen, das die misioneros erkennbar macht.

„Oft war es so, dass hinter den Türen ein ganz großer Schatz gesteckt hat“, beschreibt die 19-jährige Magdalena: „nämlich offene Herzen. Wenn einem ein offenes Herz entgegenkommt, wenn man merkt, dieser Mensch hinter der Tür, der hat Interesse, mit mir zu sprechen über Gott, über das Leben, über das, was er denkt, dann ist das in einem drin und dann geht einem selber das Herz auf.“ In dieser Woche haben sie und die anderen misioneros viele offene Herzen erleben können.

Doch jedesmal ist es eine kleine Überwindung, an einer Tür zu klingeln, schließlich hat man keine Ahnung, was einen erwartet. Oftmals reagieren die Bewohner abweisend, selten auch mal unfreundlich, doch immer wieder ergeben sich Begegnungen, kurze oder lange, die es einfach Wert sind, es an der nächsten Tür wieder zu probieren.

Eine Woche starke Gemeinschaft

„Wie kommt ihr dazu, bei diesem Projekt mitzumachen?“, wird man oft gefragt. Auch wenn es eigentlich darum geht, für die Pfarrei und die Menschen da zu sein und ihnen etwas Zeit zu schenken, so bekommt jeder Misionero durch die Begegnungen und Erfahrungen bei misiones mindestens genau so viel zurück geschenkt. Es ist eine sehr intensive Zeit: Neben dem vollen Wochennplan mit Aktionen und der Tür-zu-Tür-Mission gibt es auch viele Gebetszeiten und Gemeinschaftsaufgaben wie Küchen- oder Putzdienste und wenn man dann abends noch einen Moment zusammensitzen will um den Tag ausklingen zu lassen, bleibt für Schlaf nicht mehr viel übrig. Besonders wichtig ist es auch, im Austausch über das Erlebte miteinander zu reden und sich gegenseitig zu unterstützen. Denn die Gemeinschaft trägt und macht stark.

Viele der jugendlichen Teilnehmer sind Studenten und nehmen an misiones in ihren Semesterferien teil, andere Arbeiten oder machen eine Ausbildung und mussten extra Urlaub nehmen. Viele sind nicht das erste mal dabei: wer misiones einmal erlebt hat, versucht auch wieder mitmachen zu können.

Doch gab es dieses Jahr auch viele Neue, die sich von den Erzählungen haben begeistern lassen und misiones auch erleben wollten. Sie sind sich einig: „Nächstes mal bin ich wieder dabei!“

Die Planungen für misiones 2013 laufen bereits an, es gibt immer wieder Anfragen aus Pfarreien, die an dem Projekt interessiert sind. Doch wohin es letztlich gehen wird, steht noch nicht fest. Es wird sich zeigen, wohin der Weg die misioneros als Nächstes führen wird.